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Liebe Leserinnen und Leser,
folgender Artikel ist erschienen unter:
Hochsensible
Mitarbeiter in sozialen Arbeitsfeldern -Chancen und Risiken
Von Mitarbeitern in
sozialen und pädagogischen Arbeitsfeldern wird erwartet, sie verfügen über ein
gutes Einfühlungsvermögen, können sich
aber auch abgrenzen. Dieser Spagat ist eine besondere Herausforderung für
hochsensible Menschen. Sie sind besonders stark von einem Burnout und von
Erkrankungen bedroht. Der Anteil an hochsensiblen Mitarbeitern ist in sozialen
Arbeitsfeldern besonders hoch.
Der Begriff der Hochsensibilität wurde in den 90er Jahren
von Elaine N. Aron geprägt. Sie ist Psychologin, Psychotherapeutin und
Forscherin und beschreibt Hochsensibilität als eine angeborene Besonderheit des
Nervensystems. Keinesfalls handelt es
sich um eine Erkrankung oder um eine psychische Störung.
Die Wahrnehmung hochsensibler Menschen ist feiner und bei
Reizen werden andere Gehirnregionen aktiviert. neurologischen
Wahrnehmungsfilter normalerweise dafür, Reize werden teilweise ausgeblendet.
Hochsensible sind weniger imstande, sich vor zu vielen Reizen zu schützen. Die
Verarbeitung von Reizen dauert länger und Eindrücke hallen noch nach, wenn
andere Menschen die Situation längst verarbeitet haben.
Hochsensible sind nicht weniger belastbar, sondern sie
müssen mehr aushalten. Sie haben ständig mit einer Informationsflut zu kämpfen
und geraten leicht in eine Erschöpfung.
Überwältigend
Hochsensibilität ist unterschiedlich ausgeprägt. Sie kann alle
Sinne betreffen oder nur einzelne. Dabei können Sinneseindrücke überwältigend
sein. Situationen, denen sich Nicht-Hochsensible problemlos aussetzen, bedeuten
für Hochsensible häufig Stress. Wenn ein Hochsensibler ein gut frequentiertes
Lokal besucht und geräuschempfindlich ist, wird er vermutlich Schwierigkeiten
haben, das Gespräch mit seinem Gegenüber konzentriert zu verfolgen.
Monika Schmidt, Sozialpädagogin in einem Altenheim berichtet
von ihrer ständigen Anspannung. Wenn sie nach der Arbeit nach Hause kommt,
braucht sie Ruhe. Sie hat den ganzen Tag mit Bewohnern kommuniziert und fühlt
sich mindestens eine Stunde lang nicht
in der Lage, sich mit ihrem Ehemann zu unterhalten. Selbst das Rascheln der Zeitung,
die er liest, ist für sie zum „aus der Haut fahren“. Das Ehepaar wohnt in einem hellhörigen Haus.
In den letzten 10 Jahren sind sie dreimal umgezogen, weil sich Frau Schmidt
durch die Geräusche aus Nachbarwohnungen nervlich am Ende fühlte. Bei
Anspannung reagiert ihr Körper mit Schmerzen. Sie unterzieht sich einer
Schmerztherapie.
Soziale Arbeitsfelder
profitieren
Die große Empathie und ihre Intuition verleihen Hochsensiblen
besondere Fähigkeiten im Umgang mit Menschen. Viele sind in pädagogischen, beratenden, therapeutischen
und heilenden Berufen tätig. Insbesondere Lehrer, Erzieher und Sozialpädagogen
gehen mit viel Idealismus an ihre Aufgaben heran, scheitern jedoch häufig am
stressigen beruflichen Alltag.
Dazu trägt zusätzlich ihre intensive Wahrnehmung bei. Hochsensiblen ist es wichtig, einer sinnvollen Tätigkeit
nachzugehen. Sie sind auf Wertschätzung und Anerkennung von außen angewiesen
und engagieren sich entsprechend. Meistens arbeiten sie besonders
sorgfältig, sie sind lernfreudig, verantwortungsbewusst und verständnisvoll
.
Risiken
Ständige Veränderungen in Arbeitsabläufen sind Stress für
hochsensible Mitarbeiter. Sie brauchen kalkulierbare Arbeitsabläufe, um ihr
Potenzial ausschöpfen zu können. Ihr Idealismus und ihre Neigung zum
Perfektionismus lassen Abgrenzung oft zu kurz kommen.
Ihr Geruchsempfinden, das bis zu tausendmal feiner
ausgeprägt ist als bei anderen Menschen, wird in vielen Arbeitsfeldern
besonders belastet, ebenso ihr Gehör durch eine ständige Geräuschkulisse. Die ausgeprägte
Empathie lässt sie bei menschlichen Schicksalen stark mitgehen. Sie arbeiten
„gedanklich“ auch in ihrer Freizeit, weil sie schlecht abschalten können.
Ihnen ist ihr Leben lang zum Vorwurf gemacht worden, zu
sensibel und kompliziert zu sein. Sie bemühen sich um Anpassung und überfordern
sich dabei leicht. Ihre innere Stimme, die sie ursprünglich vor Überlastung
geschützt hat, nehmen sie nicht mehr wahr.
Ihr Körper zieht die Notbremse, Hochsensible neigen zu
psychosomatischen Erkrankungen. Zu den Beschwerdebildern gehören
Herz-Kreislauf-Erkrankungen, anhaltende Schlafstörungen, Tinnitus und Hörsturz,
Magen- und Darm-Störungen und sinkende Abwehrkräfte gegenüber Infekten. Sie
sind ganz besonders von einem Burnout betroffen. Werden alle Warnsignale
ignoriert, kann es in der Folge zu psychischen Störungen wie Depressionen und
Angsterkrankungen kommen. Ein beruflicher Wechsel erscheint als einziger Ausweg
oder es droht die Berufsunfähigkeit.
Prävention
Hochsensible, die über ihre besondere Begabung Bescheid
wissen, haben eine gute Basis, ihr Leben und auch ihr Berufsleben aktiv zu
gestalten. Die Balance zwischen Anforderungen und eigenen Grenzen kann glücken.
Es geht nicht darum, als „Opfer“ mit
einer besonderen Konstitution jederzeit Rücksicht von anderen einzufordern.
Selbstverantwortung im Umgang mit anstrengenden Situationen muss häufig wieder
erlernt werden. Hochsensible Kinder haben verschiedentlich erfahren, ihre besondere
Wahrnehmung, ihre Beobachtungsgabe und
ihr gutes Körpergefühl wurden als anstrengend von Bezugspersonen empfunden. Sie
haben gelernt, diese Fähigkeiten zu negieren. So wurde schon in der Kindheit
der Grundstein für viele später auftretende Krankheiten gelegt.
Selbstverantwortung bedeutet, eigene Möglichkeiten und
Grenzen zu erkennen und Ressourcen zu entwickeln. Ziel ist ein schonender
Umgang mit belastenden Situationen. Jede Vermeidung von Reizen kann bewirken,
der Körper reagiert bei erneuter Anforderung noch stärker. Maßvolles Training
mit anstrengenden Situationen ist hilfreicher.
Zu den Ressourcen gehören eine entspannende
Freizeitgestaltung, Hobbys und Kurzentspannungs-methoden.
Am Arbeitsplatz kann der Hochsensible äußern, dass ihn als
Person bestimmte Anforderungen besonders anstrengen oder besser: Dass er
bestimmte (realistisch erfüllbare) Arbeitsbedingungen braucht, um gute Leistungen
erbringen zu können. Das kann z.B. das laufende Radio bei
Schreibtischtätigkeiten sein, das stört.
Im Einzelfall kann professionelle Hilfe durch Coaches oder
Psychotherapeuten angezeigt sein.
Im Idealfall ist der „Helfer“ selber hochsensibel oder
zumindest in der Arbeit erfahren. Andernfalls besteht die Gefahr, es wird
erfolglos an Symptomen gearbeitet, die auf die Hochsensibilität zurückzuführen
sind.
Fazit
Hochsensible Mitarbeiter sind eine Bereicherung für jedes
Team. Diese Besonderheit muss auch in sozialen Arbeitsfeldern nicht zu
Erkrankungen, zum Burnout und zur Aufgabe des Berufes führen. Ein Bewusstsein
über die eigenen besonderen Fähigkeiten, aber auch Begrenzungen, lässt
Lösungsansätze entwickeln. Sich als starke Persönlichkeit zu präsentieren, die z.B.
etwas geräuschempfindlicher ist, stößt in der Regel auf Verständnis. Ob im
Arbeitsleben über die Hochsensibilität als Besonderheit gesprochen wird, muss
jeder für sich entscheiden. Allerdings sollte in diesem Fall nicht zu viel
Verständnis erwartet werden. Es besteht außerdem die Gefahr, etikettiert zu
werden und von bestimmten Herausforderungen von vornherein ausgeschlossen zu
werden.
Monika Schmidt nutzte
das Angebot bei einer ebenfalls hochsensiblen Therapeutin. Sie lernte,
abzuschalten und ihre Wahrnehmung zu steuern. Geräusche nimmt sie seitdem nicht
mehr als so quälend wahr. Alte Blockaden aus der Kindheit konnten gezielt
gelöst werden. Sie empfindet wieder Freude und Zufriedenheit in ihrem Beruf.
Frauke Schulte, 3.10.13
(Für die bessere Lesbarkeit
wurde die geschlechtsneutrale Form genutzt. Der Artikel bezieht sich
selbstverständlich auf Frauen und Männer.)
Über Frauke Schulte
Schulte-Coaching-Frauke Schulte, Ihr „Schlüssel“ und die
Expertin für Mitarbeiter-Motivation und Leistungssteigerung in der Altenpflege
sowie in sozialen und pädagogischen Arbeitsfeldern. Langjährige Berufserfahrung
in der Erwachsenenbildung und als Führungskraft.
Mit großem Erfolg und viel
Freude unterstützt sie seit über 15 Jahren Menschen dabei, ihr Potenzial zu
leben. Ihre Angebote sind Einzelcoachings; Therapie und Trainings.
Impressum: Schulte-Coaching, Frauke Schulte, Naumburger Str. 4, 28832 Achim, Tel.
+49-4202-500085
www.frauke-schulte.de; info@frauke-schulte.de
Steuernummer 46/106/07797, Finanzamt Verden
Geschäftsführung/inhaltlich verantwortlich nach § 55 Abs.2 RStV: Frauke Schulte
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Geschäftsführung/inhaltlich verantwortlich nach § 55 Abs.2 RStV: Frauke Schulte
Literatur/Informationen:
Aron, Elaine N.: Sind Sie
hochsensibel?, München 2013
Hensel, Ulrike: Mit viel
Feingefühl. Hochsensibilität verstehen und wertschätzen.
Lüling, Christa und Dirk:
Lastentragen – die verkannte Gabe. Hochsensible Menschen als emotionale
Lastenträger; Lüdenscheid 2010
Parlow, Georg: zart besaitet.
Selbstverständnis, Selbstachtung und Selbsthilfe für hochsensible Menschen; Wie
2003
Pfeifer, Samuel: Der sensible
Mensch. Leben zwischen Begabung und Verletzlichkeit; Holzgerlingen 2012
Schorr, Brigitte:
Hochsensibilität. Empfindsamkeit leben und verstehen; Holzgerlingen 2011
Sellin, Rolf: Wenn die Haut
zu dünn ist. Hochsensibilität – vom Manko zum Plus; München 2011
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