Tipps zum Stressabbau für Pädagogen
Arbeitslust statt
Arbeitsfrust im schulischen Alltag
Wie kann ein
Ausbrennen trotz schwieriger Bedingungen verhindert werden? Wie können
engagierte und hoch motivierte Lehrer im schulischen Alltag gesund und
belastbar bleiben?
Immer schwierigere
Arbeitsbedingungen erfordern ein gutes Selbstmanagement.
Schulischer Alltag
Lehrkräfte, die sich eingestehen können, mit ihrer Kompetenz
im Umgang mit Schülern manchmal an ihre Grenzen zu stoßen und die sich im
Kollegium darüber austauschen können, leben gesünder. Teamarbeit und Kollegiale
Beratung mit Geben und Nehmen entlasten und fördern die Bereitschaft, Schwächen
und die Grenzen eigener Leistungsfähigkeit einzuräumen. Enttäuschung und
Frustration kann entgegengewirkt werden, wenn Lehrer die eigenen Ansprüche
reflektieren und realistische positive Ziele entwickeln. Das beinhaltet auch
eine Klarheit über die eigene berufliche Rolle wie z.B. der Umgang mit Nähe und
Distanz oder Strenge, Konsequenz und Nachgiebigkeit.
Eine bewusste Gestaltung der Pausen mit Kurzentspannungen
sorgt für neue Energie.
Entlastung im Unterricht
Unterrichtsmethoden, die motivieren und begeistern, stärken
die Lern- und Leistungsbereitschaft der Schüler. Durch gemeinsam erarbeitete
Verhaltensregeln entsteht Konsens und die sozialen Kompetenzen werden gestärkt.
Wechselnde Unterrichtsphasen mit Stillarbeit, Gruppenarbeit und Lernspielen sprechen
unterschiedliche Lernkanäle an und fördern die Konzentrationsfähigkeit. Die
Ressourcenaktivierung und die Eigenverantwortlichkeit werden durch
ritualisierte Bewegungs- und Entspannungssequenzen, die mit den Schülern entwickelt
und auch von ihnen angeleitet werden können, unterstützt. Die verschiedenen
Unterrichtsphasen können im Klassenraum zusätzlich durch sinnesspezifische
Anker untermauert werden.
Ein klares Auftreten gegenüber Schülern, macht einschätzbar
und definiert Grenzen. Das Bewusstsein, Schüler handeln so wie sie es in der
jeweiligen Situation vermögen, schafft innere Distanz in schwierigen Situationen
und führt zu Verständnis. Schüler, die sich verstanden und angenommen fühlen,
sind vielleicht schon im nächsten Konflikt zu Zugeständnissen im Verhalten
bereit.
Sich in schwierigen Situationen emotional distanzieren und
das eigene Verhalten reflektieren zu können, erweitert die Handlungskompetenzen. Lehrer, die frühzeitig
eigene Stresssymptome an sich wahrnehmen und gegensteuern können, fühlen sich
schwierigen Situationen nicht mehr ausgeliefert.
Ressourcen im
Privatleben entwickeln
Die Schule ist ein anspruchsvoller Arbeitsort, umso
wichtiger ist es, Grenzen zu setzen.
Auch wenn es schwer fällt, eine Trennung von Beruf und
Privatleben sollte unbedingt vollzogen werden, das Abschalten kann mit Ritualen
unterstützt werden. Oft ist weniger mehr: Bei ausgeprägten Problemen der
Schüler und ihrer Familien ist es sinnvoll und entlastend, Fachleute
einzuschalten. Das hat außerdem den Vorteil, dass Probleme nicht verschleppt
werden und die Beziehung zum Schüler nicht überfrachtet wird.
Hinderliche Überzeugungen wie „ich schaffe alles allein“
oder „ich muss perfekt sein“ sind starke Stressfaktoren und sollten deshalb
überprüft und durch neue Einstellungen ersetzt werden.
Sich der eigenen Werte in allen Lebensbereichen bewusst zu
sein und sie zu leben, erzeugt Lebensqualität und Lebensfreude. Ein Lehrer, der
über ein befriedigendes soziales Netz verfügt, hat damit eine starke Ressource
zur Vorbeugung eines Burnouts. Positiv gestaltete Beziehungen stärken das
eigene Selbstwertgefühl und machen unabhängiger bei Übergriffen durch Schüler.
Hilfreich sind Kurzentspannungstechniken, die im Idealfall
überall und unauffällig eingesetzt werden können. Individuelle „Energiequellen“
oder Ressourcen wie Hobbys dienen dem intensiveren Auftanken.
Fazit
Lehrer, die ein realistisches und positives Bild ihrer
eigenen Rolle haben und über Ressourcen verfügen, dieses zu leben, haben gute
Chancen, gesund zu bleiben. Empfundene Lebensqualität und Lebensfreude stärken
und sorgen für Belastbarkeit und Souveränität.
Der Artikel wurde von Frauke
Schulte verfasst, 12.12.12.
(Für die bessere Lesbarkeit
wurde die geschlechtsneutrale Form genutzt. Der Artikel bezieht sich
selbstverständlich auf Frauen und Männer, Schüler und Schülerinnen)
Literatur:
DAK Gesundheit: Handbuch Lehrergesundheit,
Hamburg 2012
Haider: Burnout-Prävention im
Lehrerberuf, Bad Honnef 2011
Burisch, Matthias: Das
Burnout-Syndrom, Heidelberg 2010
Gatterburg/Großbongardt:
Diagnose Burnout, München 2012
Unger/Kleinschmidt: Bevor der
Job krank macht, München 2007
Kaluza: Stressbewältigung,
Heidelberg 2005
Kutschera: Tanz zwischen
Bewusstsein und Unbewusstsein, Paderborn 2007