Donnerstag, 20. Dezember 2012

Krankenkasse finanziert private Psychotherapie

Gerd Altmann/Shapes:Graphicxtras / pixelio.de
Krankenkasse finanziert private Psychotherapie

 

Wer unter psychischen Problemen leidet, möchte schnelle Hilfe. Leider warten Betroffenen häufig monatelang auf einen freien Therapieplatz. Was viele nicht wissen, Krankenkassen können die Kosten für eine private Psychotherapie erstatten.

 
Heidi S. leidet unter einem starken Erschöpfungszustand. Nachdem sie 8 Psychotherapeuten mit Kassenzulassung angerufen und ihr der früheste Therapiebeginn in 6 Monaten in Aussicht gestellt wurde, erfuhr sie von der Möglichkeit einer Behandlung in einer Privatpraxis.

 
Krankenkasse informieren zögernd

Sie hatte bei ihrer Krankenkasse nach weiteren Möglichkeiten einer Therapie gefragt, bekam aber die Auskunft, sie müsse eben auf einen freien Platz warten.

Nachdem sie sich an eine unabhängige Patientenberatung gewandt hatte, erfuhr sie, Krankenkassen erstatten unter bestimmten Voraussetzungen eine private Psychotherapie.

 
Gesetzlicher Rahmen

Die Kostenerstattung ist im § 13 Abs. 3 SGB V geregelt:

Wenn die Versorgung mit psychotherapeutischen Leistungen nicht ausreichend ist und die Wartezeiten mehrere Monate betragen, ist ein Anspruch auf Kostenerstattung gegeben. Krankenkassen sind gemäß ihres Sicherstellungsauftrages verpflichtet, ihren Versicherten eine zeitnahe Behandlung zu ermöglichen.

 
Patienten müssen Bedarf nachweisen

Betroffene können die Kostenerstattung von ihrer Krankenkasse verlangen. Wenn der Antrag Aussicht auf Erfolg haben soll, muss in einem Protokoll nachgewiesen werden, sie haben mehrere Psychotherapeuten kontaktiert und diese können in den nächsten Monaten keinen freien Platz anbieten.

Der Hausarzt muss eine Notwendigkeitsbescheinigung für die Therapie ausstellen.

Psychotherapeuten ohne Kassenzulassung und Heilpraktiker (Psychotherapie) können bei der Antragstellung beraten und stellen die erforderliche Behandlungsbescheinigung aus.

 
Frauke Schulte, 20.12.12

 

Kontaktdaten:
Schulte Coaching
Frauke Schulte
Naumburger Str. 4
28832 Achim
www.frauke-schulte.de
info@frauke-schulte.de

 

 

Mittwoch, 12. Dezember 2012

Tipps zum Stressabbau für Pädagogen



Jorma Bork / pixelio.de
 

 

 
Tipps zum Stressabbau für Pädagogen

Arbeitslust statt Arbeitsfrust im schulischen Alltag

 
Wie kann ein Ausbrennen trotz schwieriger Bedingungen verhindert werden? Wie können engagierte und hoch motivierte Lehrer im schulischen Alltag gesund und belastbar bleiben?

Immer schwierigere Arbeitsbedingungen erfordern ein gutes Selbstmanagement.

Schulischer Alltag
Lehrkräfte, die sich eingestehen können, mit ihrer Kompetenz im Umgang mit Schülern manchmal an ihre Grenzen zu stoßen und die sich im Kollegium darüber austauschen können, leben gesünder. Teamarbeit und Kollegiale Beratung mit Geben und Nehmen entlasten und fördern die Bereitschaft, Schwächen und die Grenzen eigener Leistungsfähigkeit einzuräumen. Enttäuschung und Frustration kann entgegengewirkt werden, wenn Lehrer die eigenen Ansprüche reflektieren und realistische positive Ziele entwickeln. Das beinhaltet auch eine Klarheit über die eigene berufliche Rolle wie z.B. der Umgang mit Nähe und Distanz oder Strenge, Konsequenz und Nachgiebigkeit.

Eine bewusste Gestaltung der Pausen mit Kurzentspannungen sorgt für neue Energie.

Entlastung im Unterricht
Unterrichtsmethoden, die motivieren und begeistern, stärken die Lern- und Leistungsbereitschaft der Schüler. Durch gemeinsam erarbeitete Verhaltensregeln entsteht Konsens und die sozialen Kompetenzen werden gestärkt. Wechselnde Unterrichtsphasen mit Stillarbeit, Gruppenarbeit und Lernspielen sprechen unterschiedliche Lernkanäle an und fördern die Konzentrationsfähigkeit. Die Ressourcenaktivierung und die Eigenverantwortlichkeit werden durch ritualisierte Bewegungs- und Entspannungssequenzen, die mit den Schülern entwickelt und auch von ihnen angeleitet werden können, unterstützt. Die verschiedenen Unterrichtsphasen können im Klassenraum zusätzlich durch sinnesspezifische Anker untermauert werden.

Ein klares Auftreten gegenüber Schülern, macht einschätzbar und definiert Grenzen. Das Bewusstsein, Schüler handeln so wie sie es in der jeweiligen Situation vermögen, schafft innere Distanz in schwierigen Situationen und führt zu Verständnis. Schüler, die sich verstanden und angenommen fühlen, sind vielleicht schon im nächsten Konflikt zu Zugeständnissen im Verhalten bereit.

Sich in schwierigen Situationen emotional distanzieren und das eigene Verhalten reflektieren zu können, erweitert die Handlungskompetenzen. Lehrer, die frühzeitig eigene Stresssymptome an sich wahrnehmen und gegensteuern können, fühlen sich schwierigen Situationen nicht mehr ausgeliefert.

Ressourcen im Privatleben entwickeln
Die Schule ist ein anspruchsvoller Arbeitsort, umso wichtiger ist es, Grenzen zu setzen.

Auch wenn es schwer fällt, eine Trennung von Beruf und Privatleben sollte unbedingt vollzogen werden, das Abschalten kann mit Ritualen unterstützt werden. Oft ist weniger mehr: Bei ausgeprägten Problemen der Schüler und ihrer Familien ist es sinnvoll und entlastend, Fachleute einzuschalten. Das hat außerdem den Vorteil, dass Probleme nicht verschleppt werden und die Beziehung zum Schüler nicht überfrachtet wird.

Hinderliche Überzeugungen wie „ich schaffe alles allein“ oder „ich muss perfekt sein“ sind starke Stressfaktoren und sollten deshalb überprüft und durch neue Einstellungen ersetzt werden.

Sich der eigenen Werte in allen Lebensbereichen bewusst zu sein und sie zu leben, erzeugt Lebensqualität und Lebensfreude. Ein Lehrer, der über ein befriedigendes soziales Netz verfügt, hat damit eine starke Ressource zur Vorbeugung eines Burnouts. Positiv gestaltete Beziehungen stärken das eigene Selbstwertgefühl und machen unabhängiger bei Übergriffen durch Schüler.

Hilfreich sind Kurzentspannungstechniken, die im Idealfall überall und unauffällig eingesetzt werden können. Individuelle „Energiequellen“ oder Ressourcen wie Hobbys dienen dem intensiveren Auftanken.

Fazit
Lehrer, die ein realistisches und positives Bild ihrer eigenen Rolle haben und über Ressourcen verfügen, dieses zu leben, haben gute Chancen, gesund zu bleiben. Empfundene Lebensqualität und Lebensfreude stärken und sorgen für Belastbarkeit und Souveränität.

 
Der Artikel wurde von Frauke Schulte verfasst, 12.12.12.

(Für die bessere Lesbarkeit wurde die geschlechtsneutrale Form genutzt. Der Artikel bezieht sich selbstverständlich auf Frauen und Männer, Schüler und Schülerinnen)

 

Literatur:

DAK Gesundheit: Handbuch Lehrergesundheit, Hamburg 2012

Haider: Burnout-Prävention im Lehrerberuf, Bad Honnef 2011

Burisch, Matthias: Das Burnout-Syndrom, Heidelberg 2010

Gatterburg/Großbongardt: Diagnose Burnout, München 2012

Unger/Kleinschmidt: Bevor der Job krank macht, München 2007

Kaluza: Stressbewältigung, Heidelberg 2005

Kutschera: Tanz zwischen Bewusstsein und Unbewusstsein, Paderborn 2007

 

Sonntag, 25. November 2012

Führungskräfte im Stress

 
Im August 2012 habe ich folgendes Interview geführt.
 


Führungskräfte im Stress
 
Peter S. ist Führungskraft in einem mittelständischen Unternehmen. Als Absolvent eines Ingenieursstudiums fühlt er sich fachlich gut qualifiziert, mit der Führungsaufgabe häufig überfordert: „Darauf wurde ich im Studium nicht vorbereitet" teilt er mit und ergänzt: „ Ich bin mit meinen fachlichen Aufgaben vollkommen ausgelastet. Vorgesetzte und Mitarbeiter erwarten aber von mir, dass ich die Chef-Rolle ausfülle".

Frauke Schulte (FS)
befragt Peter S.: Wie sieht denn Ihr Arbeitstag aus?
 
Peter S. (PS): „Es geht den ganzen Tag hektisch zu. Meine Aufgaben sind sehr unterschiedlich und wechseln. Dabei gibt es häufige Unterbrechungen und Unvorhergesehenes. Meine Arbeitsplanung muss ich dann umstoßen. Oft kann ich nur reagieren und muss schnell entscheiden. Abends kommen mir dann oft Zweifel und ich frage mich, ob das alles so richtig war".
 
FS: Ist Ihre Arbeit besonders anstrengend?"
 
PS: „Ich denke nicht. In unserer Firma geht es allen Führungskräften so und von Freunden in einer ähnlichen Position höre ich auch nichts Anderes. Allerdings fühle ich mich in der letzten Zeit doch abends erschöpfter als früher und schlafe schlecht".

Peter S. schildert Stressmerkmale, die sich bei ihm durch Schlafstörungen und Erschöpfung zeigen. Viele Führungskräfte sind von Erschöpfung, körperlichen und psychischen Symptomen betroffen.
Wie wird Stress definiert?

Unterschieden werden Eustress und Distress. Eustress hat als Stimulus eine wichtige Funktion für die Gesunderhaltung eines Menschen. Distress dagegen kann eine schädigende Wirkung auf Psyche, Geist und Körper entfalten. Wie Anforderungen empfunden werden, hängt von der Bewertung des Betroffenen bzw. seiner persönlichen Stressresistenz ab. Die Belastbarkeit eines Menschen ist genetisch bedingt. Außerdem wird sie in der frühen Kindheit und, wie Ergebnisse der modernen Gehirnforschung belegen, schon während der Schwangerschaft der Mutter, geprägt.

Faktoren, die sich auf die Stressbewertung auswirken, sind Zeitpunkt, Dauer, Häufigkeit und Vorhersehbarkeit der Situationen. Das Gefühl, dem Stress ausgeliefert zu sein und ihn nicht kontrollieren zu können, wirkt verstärkend.

Die bei Stress ausgeschütteten Hormone Adrenalin und Cortisol beeinträchtigen die Körperfunktionen und können zu Erkrankungen und zum Burnout führen. Unter Stress leidet zudem die Kommunikationsfähigkeit, Konflikte im beruflichen und sozialen Umfeld sind vorprogrammiert.
 
Stressfaktoren am Arbeitsplatz

Peter S. hat seinen Arbeitsalltag geschildert. Führungskräfte können von unterschiedlichen Stressoren betroffen sein. Neben der Arbeitsüberlastung zählen dazu unklare Rollen und Zielvorstellungen, zu wenig Feedback und Anerkennung. Wenn Führungskräfte nicht an Entscheidungen beteiligt werden und diese nur ausführen, droht Unzufriedenheit. Fortschritte in der Kommunikationstechnologie mit einer ständigen Erreichbarkeit haben ein gesteigertes Arbeitstempo zur Folge. Steigende Erwartungen an die sozialen Kompetenzen der Führungskräfte und an deren Umgang mit überlasteten und von psychischen und körperlichen Erkrankungen betroffenen Mitarbeitern erzeugen Leistungsdruck.

 Auswirkungen auf das Privatleben

Hierzu noch einmal Peter S.: „Vor kurzem hatte meine Tochter Geburtstag und ich hatte ihr fest versprochen, pünktlich zur Feier zu Hause zu sein. Dann wurde aber am späten Nachmittag eine Telefonkonferenz angesetzt. Ein Ergebnis waren Arbeitsaufträge für mich, die noch am selben Tag erledigt werden mussten. Es war 20.30 Uhr als ich nach Hause kam und ich konnte meine Tochter nur noch zu Bett bringen. Sie war natürlich sehr enttäuscht. Ich finde es sehr schade, insgesamt so wenig von ihrem Alltag mitzubekommen."

Auch diese Schilderung ist kein Einzelfall. Die hohe Arbeitsbelastung, häufige Überstunden, Arbeiten, die zu Hause erledigt werden, belasten das Familienleben. Ungewollt werden Arbeitsplatzprobleme in der Familie ausagiert, weil die eigene Kraft fehlt und schon gar keine für die Bedürfnisse anderer vorhanden ist. Neben den Kindern sind Ehepartner betroffen sowie das gesamte soziale Netz.

Unbestritten ist heute, ein erfüllendes Privatleben stärkt die Resilienz.
 
Was wird unter Resilienz verstanden?

Resilienz bezeichnet die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen. Diese Widerstandsfähigkeit ist unterschiedlich ausgeprägt und kann beeinflusst werden. Bezogen auf die Arbeitswelt bedeutet der Begriff, ein Mensch kann mit Belastungen angemessen umgehen und ist somit in der Lage, seine körperliche und psychische Gesundheit zu erhalten.

Werden die menschlichen Grundbedürfnisse nach Bindung zu anderen Menschen, Selbstbestimmung und Sicherheit befriedigt, besteht eine gute Basis zum Umgang mit Belastungen.

Bindung oder auch Zugehörigkeit ist für eine Führungskraft am Arbeitsplatz schwierig. Die Professionalität erfordert, dass im Umgang mit Mitarbeitern Distanz gehalten wird, Konkurrenzsituationen mit Kollegen auf ähnlicher Hierarchiestufe sind alltäglich. Beides lässt Führungskräfte zu Einzelkämpfern werden.

Mit der Selbstbestimmung und Freiheit verhält es sich ähnlich: Führungskräfte vertreten Entscheidungen ihrer Vorgesetzten zumeist souverän gegenüber Mitarbeitern, auch wenn sie mit diesen nicht übereinstimmen.

Unsicherheit entsteht anstelle von Sicherheit wiederum durch Konkurrenzsituationen, schnelle Veränderungen in den betrieblichen Abläufen und durch die Überzeugung, der Führungsverant-wortung oft nicht gerecht werden zu können.

Demnach fehlen Führungskräften am Arbeitsplatz wichtige Ressourcen zur Stressresistenz. Sie sind in besonderem Maße von Erkrankungen und einem Burnout bedroht.

Ein gut funktionierendes soziales Leben kann diese Defizite kompensieren. Gemeinsame Aktivitäten mit der Familie und dem sozialen Umfeld unterstützen beim Abschalten und verstärken Bindungen.
 

 Mehr Lebensqualität für Führungskräfte

Auch wenn es oft nicht möglich ist, Arbeitsbedingungen positiv zu beeinflussen, so kann doch die Stressresistenz gestärkt werden. Methoden, die auf Erkenntnissen der modernen Gehirnforschung basieren, sind besonders wirkungsvoll und mühelos in der Anwendung. Führungskräfte, die Belastungen gut bewältigen, finden zudem Rückhalt in ihren sozialen Bezügen und können dort breitere Energieressourcen aufbauen. Im Umgang mit Mitarbeitern treten sie souverän auf, weil sie in der Lage sind, Bedürfnisse und Veränderungen im Verhalten zu registrieren und zu verbalisieren. Ihr Kommunikationsstil ist zugewandt, Reibungsverluste werden vermieden, Anwesenheit und Arbeitseffektivität steigen.

 
Literatur/Links

Hüther, Gerald: Biologie der Angst. Wie aus Stress Gefühle werden; Göttingen 2009

Unger/Kleinschmidt: Bevor der Job krank macht; München 2007

Kaluza: Stressbewältigung, Heidelberg 2005

Burisch: Das Burnout-Syndrom, Heidelberg 2010,

Matyssek: Führung und Gesundheit, Norderstedt 2010

www.do-care.de